Bedürfnisse

Was brauchen Kinder? 

Was haben / hätten wir als Kinder gebraucht?





Die 5 wesentlichsten Bedürfnisse eines Kindes:

1. Versorgung mit gesunder Nahrung / einem angenehmen Schlafplatz / Freiraum zum Atmen und einfach sein.


2Liebe, Geborgenheit und Schutz in gesunder Form von:


Nähe, Zuwendung / Zuneigung / Anerkennung / Aufmerksamkeit / Wertschätzung, als gesunde Bindung zur Mutter / Vater um eine stabile Bindung / Beziehung zu sich selbst entwickeln zu können.

3. Authentische, klare und innerlich stabile Erwachsene als Vorbilder:


  • Die so sind wie sie sind und nicht versuchen jemand anderes zu sein oder alles richtig machen zu wollen.  
  • Die bereit sind sich selbst zu reflektieren.
  • Die sich selbst so annehmen und akzeptieren wie sie sind
  • Die Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen. 
  • Die nicht perfekt sind und dies auch nicht anstreben. 
  • Die Fehler machen und dazu stehen. 
  • Die für ihr Kind da sind und auch mal etwas nur für sich tun. 
  • Die lachen und auch mal weinen oder wütend sein können. 
  • Die sich trauen vorgegebene Strukturen und Gewohnheiten der vergangenen Zeiten zu hinterfragen und es anders zu machen, wenn sie es für richtig halten. 
So können Eltern ihren Kindern von Anfang an den Halt geben, den sie brauchen, um zu einer ebenfalls gesunden und stabilen Persönlichkeit heran zu wachsen.  
Kinder können dadurch lernen, sie selbst zu sein und mit all den Gegebenheiten und Höhen und Tiefen im Leben umzugehen.
 
Um unser Kind bedingungslos zu lieben / einfach so lieben zu können, ohne es anders haben zu wollen, müssen wir Eltern zuerst uns selbst so annehmen und akzeptieren wie wir sind. Setzen wir uns nicht mit uns selbst auseinander, übergeben wir automatisch diese Verantwortung unserem Kind. Es ist auf die Bindung zu uns angewiesen und möchte, dass es uns gut geht und das wir es lieben können.
Dementsprechend wird es sich unbewusst mit seinem jeweiligen Charakter anpassen um dies zu erreichen. Es verliert dabei allerdings den Kontakt zu sich selbst und damit die Basis für eine gesunde Entwicklung seiner individuellen Persönlichkeit.

Daher ist die Bereitschaft von Mutter und Vater für eine persönliche Entwicklung und die Eigenverantwortung die Basis, um seinem Kind eine gesunde und stabile Entwicklung zu ermöglichen. 

Kinder sollten keine Verantwortung für die (emotionalen) Probleme ihrer Eltern u.a. Menschen übernehmen müssen, sondern nur für sich selbst.

Fragen an sich selbst:


Lebe ich das, was ich mir von Herzen wünsche? Fühle ich mich wohl in meinem Leben?

Halte ich mich selbst für liebenswert?


Achte ich meine Grenzen und teile sie klar und deutlich mit? (also auf Erwachsenen-Ebene, ohne manipulatives und unangemessenes Verhalten)


Beispiel:

Dein Kind will mit dir spielen und du hast gerade keine Lust.

Wenn man in diesem Moment noch sehr in seinen Mustern feststeckt, reagiert man unklar und oft ablehnend: "Nerv doch nicht immer so. Du musst auch mal alleine spielen können. Ich habe nun mal viel zu tun..." So oder so ähnlich.

Das Kind spürt dass dahinter keine Klarheit steckt und hört dann oft nicht auf. Vor allem wenn es gelernt hat, dass der Vater nach einer bestimmten Weile nachgibt, auch wenn er eigentlich keine Lust hat. Bei dem Kind bleibt in diesem Moment das Gefühl: "Ich muss dran bleiben, damit ich etwas erreiche." Es lernt dadurch allerdings nicht, die Grenzen des anderen zu respektieren.

Der Vater allerdings fühlt sich in diesem Moment in seinen Grenzen übergangen und hat das Gefühl ständig machen zu müssen, was das Kind sagt. Dadurch neigt er vielleicht beim nächsten mal dazu mit Härte zu reagieren, weil er sonst nicht weiß, wie er Grenzen setzen soll.

Wenn der Vater aber ein bewusstes Verhältnis zu seinem Kind hat, also sich selbst gut wahrnimmt und dementsprechend die Bedürfnisse von seinem Kind auch wahrnehmen kann, wird er ganz klar mitteilen können: "Ich möchte jetzt nicht spielen, denn ich lese gerade ein Buch..." Wir können aber gerne heute Abend etwas zusammen spielen." (vorausgesetzt er kann es einhalten). "Oder er sagt: "Wir reden heute Abend noch einmal darüber, wann wir etwas gemeinsam machen können."



4. Raum und Zeit um sich selbst und seine Gefühle und Gedanken kennen zu lernen:


Kinder benötigen den Raum und die Zeit, um sich selbst und all ihre Gefühle und Gedanken entdecken und erleben zu können. Um einfach sein zu dürfen, ohne bewertet, behandelt oder davon abgelenkt zu werden. Ohne ständige Bespaßung von außen.

Um mit den Gedanken und Gefühlen, den Wahrnehmungen und Empfindungen von unserem Kind umgehen zu können, müssen wir selbst erst einen Zugang und Umgang mit unseren Gedanken, Gefühlen und Wahrnehmungen zulassen und lernen. Indem diese sein dürfen wenn sie sich gerade zeigen wollen, wir uns aber nicht mehr von ihnen steuern und lenken lassen und sie nicht mehr versuchen zu umgehen und uns nicht mehr davon ablenken.

Wir müssen lernen sie wahrzunehmen und auszuhalten. Das ist es, was wir nicht gelernt haben. Und das ist es, was den Umgang mit unseren eigenen Gefühlen und denen unserer Kinder einfacher machen wird. 


5. Raum, Zeit und Möglichkeiten für eigene Erfahrungen:


Kinder müssen sich ausprobieren dürfen um selbstständig und frei ihre Potenziale, Talente, Fähigkeiten und Begabungen ausbauen zu können. Sie sollten ihre eigenen Erfahrungen machen und somit ihre eigenen Grenzen kennen lernen können. Sie brauchen Möglichkeiten die eigenen Grenzen auszutesten und kennen zu lernen. 
Sie brauchen dazu Eltern, die ebenfalls ihre Grenzen wahrnehmen und diese klar und offen äußern. Wir müssen lernen loszulassen und dem Naturell des Kindes Vertrauen schenken. Darauf vertrauen, dass es am besten seinen Körper und seine Bedürfnisse kennt und man ihm dann einen Rahmen gibt in dem es diese selbst kennen lernen darf. Sie brauchen Eltern, die es aushalten können, wenn das Kind Dinge immer wieder in Frage stellt und andere Erfahrungen macht als sie selbst. 

Eltern sollten lernen, ihre festen Überzeugungen und Glaubenssätze loszulassen. Sie sollten offen dafür sein, dass wieder eine neue Generation heran wächst, es keinen Stillstand gibt und unsere Kinder wieder anders diese Welt erleben und gestalten werden. Wir können in solchen Momenten viel von ihnen lernen und unser eigenes Leben sehr bereichern.
 
Wir können Erfahrungen weiter geben, und müssen in bestimmten Gefahrensituationen auch klare und nachvollziehbare Grenzen setzen. In vielen Bereichen aber sind sie kein Ersatz für die eigenen Erfahrungen des Kindes.


Warum habe ich jetzt "Nein" / "Ja" gesagt?

Es geht darum, seinem Kind Möglichkeiten zu geben und das Vertrauen entgegen zu bringen, damit es seine eigenen Grenzen austesten und kennen lernen kann. Es sollte Erfahrungen sammeln können durch das Erleben natürlicher Konsequenzen und nicht durch Bewertungen bzw. Abwerten von außen. 

Beispiel:

Das Kind zappelt, fällt vom Stuhl und stößt sich am Tisch. Diese Schmerzen zeigen was dadurch passiert. Durch eine zusätzliche Bewertung oder sogar Bestrafung.

Wie z.B.: "Siehst du, das hast du nun davon." hinterlassen wir bei dem Kind ein Schuld/Schamgefühl. Statt dessen könnte man eventuell nochmal über die Situation sprechen und sie somit dem Kind bewusst machen: 
"Tut es weh? Jetzt weißt du was passiert, wenn man sich am Tisch stößt."

Wenn man möchte, dass das Kind während dem Essen still sitzt, sollte man genau das auch sagen und vorleben!: 
"Ich möchte, dass du sitzen bleibst, während du isst. Wenn du fertig bist, kannst du spielen gehen."

Bei wichtigen Entscheidungen oder Gefahrensituationen sind natürlich konsequente Grenzen notwendig. Das Kind weiß am Anfang noch nicht, wie viel gesundes Essen es braucht und das die Straße gefährlich ist.

Wir entscheiden was auf den Tisch kommt und beziehen dabei die gesunden! Vorlieben des Kindes mit ein, und das Kind selbst darf entscheiden, was und wie viel es davon isst. Ungesundes sollte nur ein kleiner Zusatz / Nachtisch / Zwischensnack sein.

Wenn wir wollen, dass unsere Kinder zu gesunden, innerlich stabilen und zufriedenen Erwachsenen heranwachsen, sollten sie sich so frei wie möglich entwickeln dürfen.

Sie brauchen dafür unsere bedingungslose Liebe und Wertschätzung. Und sie sollten erfahren und erleben dürfen, wie es ist...


... ängstlich, traurig oder wütend zu sein. 

... unzufrieden zu sein sind oder sich zu langweilen. 

... frustriert zu sein und dass sie nicht alles bekommen und machen können, was sie in einem bestimmten Moment wollen. 


Ein Kind sollte all das erleben und erfahren dürfen...

... ohne dass es bewertet wird

... ohne das es davon abgelenkt wird

... und ohne das es die Erwachsenen damit steuern kann.

Das gibt dem Kind Selbstvertrauen und lässt sein eigenes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein gesund wachsen. Nur so kann es lernen zu unterscheiden, was ein künstlich erzeugtes Bedürfnis von außen ist und was es wirklich braucht oder sich wünscht. Dies ist dann selten etwas Materielles.

So wie in den vergangenen Zeiten oft vieles nicht berücksichtigt wurde, zum Teil weil es auch gar nicht möglich war, so wird von den Eltern heute versucht alles richtig zu machen.

Genau davon  müssen wir uns befreien. Unsere Kinder brauchen Erwachsene um sich herum, die loslassen können. Die auch ihr eigenes Leben leben und selbst bereit sind zu wachsen und zu reifen. Indem sie sich von ihren alten Glaubenssätzen, Vorstellungen und Erwartungen befreien.


Selbst wenn wir alles perfekt und richtig machen würden, uns an alle Vorschläge und Regeln halten würden (was an sich schon falsch wäre) werden wir unserem Kind nicht alle negativen Erfahrungen abnehmen können. 
Ein Kind bewertet jede Situation subjektiv und zieht daraus jeweils seine eigenen Schlüsse.

Beispiel:

Das Kind, 2 1/2 Jahre, ist im Kinderbett gerade aufgewacht. Es ruft nach seiner Mama. Diese kocht gerade und gleichzeitig klingelt es an der Tür. Sie muss den Herd ausmachen, zur Tür gehen und kurz mit der Person reden. Das Kind ruft und weint die ganze Zeit.

Das Kind erfährt in diesem Moment, dass Mama nicht gleich Zeit hat, wenn es ruft.


Was macht das mit dem Kind in diesem Moment?

Ist die Mutter-Kind-Bindung sonst sicher und stabil und das Kind umsorgt, wird es das gut verarbeiten und dadurch nach und nach verstehen, dass Mama da ist, auch wenn sie nicht sofort kommen kann.

Es kommt vor der 
Quantität vor allem auf die Qualität der Bindung an.

Es gibt genau genommen nur eine Regel, die wir unseren Kindern beibringen müssen, und das am einfachsten indem wir es ihnen vorleben:


Mit sich selbst, anderen und der Umwelt achtsam umgehen.